Der Flohmarkt ruft

Screenshot_2015-10-12-17-22-01„Ohh guck mal, so einen Rucksack will ich schon total lange haben“, quietscht Blondie mit dem Knoten auf dem Kopf und krallt ihre Finger in den babyblauen Eastpack Rucksack, dass die Knöchel schon ganz weiß werden. Ihre brünette Freundin jauchzt und klatscht dazu vor überschwenglicher Anteilnahme am Spitzengeschäft des Tages wie ein Duracellhase in die Hände. Jaja, ich hatte auch mal so einen, das war in der siebten Klasse und ich bin darüber hinweg.

Es ist natürlich Sonntag, Kaiserwetter dazu und das bedeutet, dass die Flohmärkte (nicht nur) in Berlin an diesem Oktobertag maßlos überfüllt sind. Ich habe mir die volle Dröhnung erlaubt und mich tatsächlich auf den Flohmarkt am Mauerpark getraut. Ja, das ist ätzend. Und natürlich wünsche auch ich mir einen Geheimtip-Flohmarkt, wo ich unter ganz wenigen Leuten über einen lauschigen Platz spaziere und die tollsten Dinge für einen schmalen Taler entdecke. Das Problem ist, dass die Protagonistin sich in Berlin befindet und hier kein guter Flohmarkt lange geheim bleibt. Kein Problem für mich, ich komme zurecht. Ich suche gar nichts bestimmtes heute, will einfach flanieren, den ersten Glühwein mit Rum trinken und stöbern. Die professionellen Händler lasse ich dabei meist hinter mir und konzentriere mich auf die ganz normalen Menschen, die einfach nur ihren alten oder ungeliebten Kram loswerden wollen. Es fehlt einfach an der Bereitschaft meinerseits, den Aasgeiern Geld für Müll in den Rachen zu werfen, der leider viel zu oft vom Vintage-versessenen Volk zu völlig überteuerten Preisen gekauft wird. Ein Beispiel:

Ich sehe einen kleinen Schrank, obwohl Schrank schon viel zu euphemistisch ist. Nennen wir es lieber Schränkchen. Ich sehe also dieses Schränkchen, vielleicht 80cm hoch und 60cm breit (Nein, es ist nicht 2,20m tief). Es war mal weiß, allerdings ist die Farbe mittlerweile ziemlich dreckig und auch schon an einigen Stellen abgeplatzt. Kurz: Es hat schon einmal bessere Tage gesehen. Ich vermute, dass es aus den 60ern oder 70ern stammt. Das gute Stück ziert als kleine Besonderheit außerdem eine Glasplatte, die an einer Ecke bereits abgebrochen ist. Ich stehe in einiger Entfernung mit meinem Glühwein und beobachte das Geschehen. Es nähert sich ein Typ so um die 30 mit Bart, kleiner Wollmütze auf der Tonsur und Lederjacke, wahrscheinlich heißt er Linus. Linus schlawenzelt um das feil gebotene Stück herum.

Händler.  Suuuper Stück, original 60er Jahre!
Linus (wiegt den Mützchenkopf nach links und rechts). Jaaa, das ist echt nice, gefällt mir total gut!
Händler (er wittert seine Chance). Kannste direkt mitnehmen, echt, ich hab davon heute schon drei Stück verkauft, ist das letzte!
Linus (hadert). Das glaub‘ ich dir sofort, ist ja auch ein echt schönes Teil. Mhh. Was willste denn dafür haben?
Händler. 130 Euro, ist halt echt 60er Shabby Chic!
(Prusten aus dem Hintergrund)
Linus (benommen vor Freude). Ja, das ist das schöne Stück auch echt wert..Mhh..OKAY!

An dieser Stelle endet die Szene, da ich mich kopfschüttelnd abwende, um meiner Begleitung empört zu berichten, was der Sperrmüll kosten soll. Keine Frage, schöne alte Dinge haben ihren Preis und das auch völlig zurecht, aber es gibt Grenzen. Gerade was Möbel betrifft, geraten die Händler in einen regelrechten Preisrausch, besonders in Berlin.

Durch den großzügig eingeschenkten Rum im Glühwein bin nun auch ich in Geldausgeberlaune  und schlage bei einer älteren Dame zu, bei der ich einen langen Lederrock entdecke. Verstohlene Blicke, Größe abschätzen, Preis erfragen. Ich werde innerhalb von Sekunden zu Blondie (allerdings ohne Knoten), die (immerhin etwas sanfter) quietscht. „Ohhhh…ist der schöööön,“ entfährt es mir. Meine Begleitung (brünett, klatscht und jauchzt aber nicht) pflichtet mir bei. Dazu muss erwähnt werden, dass ich bereits eine kleine Sammlung an Lederröcken besitze, also nicht händeringend danach suche. Deshalb auch kein Festkrallen, Applaudieren, Jubeln und Hüpfen meinerseits. Immerhin jedoch ein seliges Lächeln und ein tiefer Seufzer.

Nun bin ich glücklich, doch da der Geldbeutel jetzt ziemlich locker sitzt, kaufe ich rasch noch eine Platte von Duke Ellington. Brauche ich auch nicht, aber Jazz lässt sich besonders gut in Herbst und Winter hören und mit dem Duke kann man generell nicht viel falsch machen. Plattenhändler gibt es im Mauerpark en masse (die lasse ich rnicht hinter mir, die sind okay), es muss nicht lange gesucht werden. Ich wundere mich anschließend noch über die ganzen Leute, die sich um die Stände mit Sonnenbrillen drängen. „Ja, heute scheint die Sonne, aber mal ganz ehrlich; jetzt muss man auch keine Sonnenbrille mehr kaufen, ist doch eh fast Winter,“ informiere ich meine Begleitung mit einem süffisanten Lächeln. 5 Minuten später kaufe ich eine grüne Sonnenbrille. Wenn der Flohmarkt ruft, dann sind die Menschen eben doch alle ziemlich gleich.

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Tomaten-Champignon-Aufstrich mit Kräutern und Rosinen

r2Dieser Aufstrich ist unter Eingeweihten auch als der experimentelle Resteschlucker berühmt und berüchtigt. Seine Beschaffenheit lässt sich im Vorfeld nie ganz abschätzen und manchmal entzieht er sich gänzlich dem menschlichen Formungswillen. Er ist beileibe keine Schönheit, schmeckt aber dafür ziemlich gut.

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Für ein mittelgroßes Marmeladenglas Resteschlucker-Aufstrich braucht ihr:
8 kleine Tomaten
4-7 Champignons (je nachdem, wie saftig eure Tomaten sind)
1-2 Frühlingszwiebeln
jede Menge Kräuter (ich hatte Dill, Salbei und Petersilie da)
eine Handvoll Sonnenblumenkerne
eine Handvoll Rosinen
1-2 Knoblauchzehen (kommt auf eure Tagesgestaltung an)
ein paar Spritzer Zitronensaft
ein paar Spritzer Tabasco
einen Spritzer Liquid Smoke
einen Schuss Ahornsirup
ein paar Tröpfchen Olivenöl
Salz, Pfeffer

Tomaten und Champignons grob zerkleinern, Kräuter zupfen, Knoblauch pressen. Die Sonnenblumenkerne kurz in einer Pfanne rösten. Tomaten, Champignons, Kräuter, Knoblauch, Kerne und Rosinen in einer Schüssel durchpürieren. Ist die Masse zu flüssig, ein paar Pilze zum Andicken dazugeben und nochmal pürieren. Das Püree mit Zitronensaft, Liquid Smoke,Tabasco Ahornsirup, Olivenöl, Salz und Pfeffer würzen. Die Lauchzwiebeln in Ringe schneiden und auf einem mit Resteschlucker-Aufstrich bestrichenen Brot anrichten. Augen schließen und genießen.

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Das Blümchenbrett

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Nach Fertigstellung des Holzbildes bin ich in einen regelrechten Holzrausch geraten. Visionen drängten in meine rechte Hemisphäre (vermutlich auch ein bisschen in die linke), die mir offenbarten, was sich ohne Werkstatt und Ausbildung zur Schreinerin außerdem mit Holz anstellen lässt. Ein Ergebnis trägt den profanen Namen „Blümchenbrett“, zu mehr war der kreative Teil meines Gehirns nach all den Holzimpressionen nicht in der Lage.

Warum ein Blümchenbrett? Es sieht nett aus. Ich bin in Sachen Wandgestaltung außerdem etwas schwierig. Oder nennen wir es lieber anspruchsvoll. Ich hänge mir keine Van Gogh-Drucke für 10€ vom Posterverkauf an der Uni ins Wohnzimmer. Ebenso verhält es sich mit Pulp Fiction-Filmplakaten oder Audrey Hepburn-Porträts (sie war eine anständige Schauspielerin, aber das Bild von ihr aus „Breakfast at Tiffany’s“ ist leider zum Glitzerportemonnaie-Trend ohne Sinn und Verstand verkommen). Also platziere ich um die von mir geschätzten Kunstwerke einfach ein paar profane Blümchenbretter und fülle so die weißen Wände. Ich hänge sie auch in den Flur, der sich eh nicht für große Gemälde eignet. Oder in die Küche, ins Bad, wohin auch immer. Nun denn, frisch ans Werk.

Der eifrige Blümchenbrettler benötigt folgende Utensilien zur Manifestation seiner floralen Vision:

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  • Ein Holzbrett in gewünschter Größe (meins misst 40cm x 40cm)
  • Eine Befestigungsmöglichkeit, womit das Ganze dann auch an der Wand hängen bleibt (ich benutze einfache Bilderklappösen; auf dem Foto nicht sichtbar, gibt’s aber im Baumarkt des Vertrauens)
  • Acrylfarbe in favorisierter Couleur (bei mir ist es sonniges Grau. Weil: alles farbenfrohe lenkt von den Blüten ab)
  • Einen Pinsel
  • Den bewährten farblosen Schutzlack (Baumarkt!)
  • Kupfermuffen mit einem Innendurchmesser von 18mm (Baumarkt! Baumarkt!)
  • Pattex 100% Kleber für alle Materialien (Woher wohl?)
  • Reagenzgläser mit einem Durchmesser von 16mm und Bördelrand (wichtig!) (Die gibt’s nicht im Baumarkt, dafür aber im Internet oder bei lieben Apotheken – in Berlin habe ich keine gefunden)
  • Blümchen nach Belieben

Zuerst dafür sorgen, dass das gewählte Holzstück frei von Staub, Haaren, Krümeln oder sonstwas ist, bevor das gute Stück mit Farbe eingepinselt wird. Ich habe mir mein Wunschgrau selbst gemischt. Es ist kein besonders dicker Anstrich nötig, besonders nicht, wenn man möchte, dass die Maserung des Holzes sichtbar bleibt. Das bemalte Stück bleibt dann für 1-2 Stunden liegen, damit die Acrylfarbe trocknen kann.

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Damit ist die größte Arbeit schon vollbracht. Jetzt nagelt der Hobbyhandwerker die Bilderklappösen an, bevor er die Kupfermuffen an gewünschter Stelle positioniert und mit dem Kleber auf der Holzplatte befestigt. Ja, das hält wirklich!

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Aber bevor die Reagenzgläser eingesetzt werden, sollte der Kleber vollständig durchtrocknen. Ich habe ihm großzügig eine Nacht Zeit gegeben. Endlich, das Brett kann an die gewünschte Wand gehängt werden. Finale: Die Reagenzgläser mit ein wenig Wasser befüllen und in die Kupermuffen setzen. Die Blümchen nett arrangieren und vor Verzückung jauchzen. Die Reagenzgläser kann man natürlich noch mit vielerlei anderen feinen Dingen befüllen. Weitere manifestierte Visionen werde ich zu gegebenem Zeitpunkt präsentieren. Übrigens lässt sich das Blümchenbrett sehr artig mit diversen Holzbildern arrangieren. Weitere Anregungen? Nehme ich!

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Brotzeitsalat mit Perlgraupen

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Seit geraumer Zeit feiern die hippen Food-People mit Wirsing- und Grünkohlgerichten eine Renaissance der Oma-Küche. Sträflich vernachlässigt haben sie dabei aber bislang die guten alten Graupen. Das ist schade, denn die ulkigen Gerstenkügelchen schmecken nicht nur in Eintöpfen, sondern auch als Beilage oder als Salat zur rustikalen Brotzeit mit Brezn und Obazda.

Für eine große Schüssel Brotzeitsalat braucht ihr:
250g grobe Perlgraupen
4 Möhren
1 Petersilienwurzel
4 Champignons
3 Lauchzwiebeln
eine Handvoll Rosinen
eine Handvoll Kapern
1 Zitrone
reichlich Petersilie und Dill
süßen Senf
Pflanzenöl
rosenscharfes Paprikapulver
Salz, Peffer
einen kleinen Schuss Liquid Smoke (z.B. dieser; nicht im Bild, weil ich blöd bin)

Die Graupen in einem Sieb kalt abduschen und etwa 25 Minuten in Salzwasser schwach köcheln lassen. Abgießen und erneut einer kalten Dusche unterziehen. Die Möhren schälen und in dünne Scheiben schneiden, die Petersilienwurzel schälen und würfeln. Pilze in Scheiben, Lauchzwiebeln in Ringe schneiden. Möhren, Petersilienwurzel und Pilze in Salzwasser (oder Gemüsebrühe) ca. 5 Minuten bei schwacher Hitze garen. Abgießen, auskühlen lassen und zusammen mit den Lauchzwiebeln, den Kapern und den Rosinen unter die Graupen geben.

Aus einem guten Schuss Öl, dem Saft einer Zitrone, süßem Senf (nur nicht zu sparsam sein!), Salz, Pfeffer, Paprikapulver und einem kleinen Schuss Liquid Smoke ein Dressing anrühren. Über den Salat geben. Dill und Petersilie grob zupfen und dazupfeffern. Alles gut durchrühren und vor dem Essen idealerweise noch etwas im Kühlschrank ziehen lassen. Mit Cornichons und Marschmusik servieren. A guadn!

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10 Dinge (oder mehr)… die man im Herbst machen kann

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Eigentlich bin ich nicht gerade ein Sommerkind, aber in diesem Jahr fällt mir der Abschied von Freibadnachmittagen, Abenden im Freien und bis an die Schmerzgrenze heruntergekühlter Cola ziemlich schwer. Grund genug, sich auf die guten Seiten des Herbstes zu besinnen. Ich habe in mich gehorcht und 10 Dinge erlauscht, die man im Herbst (besonders gut) machen kann.

1) Einen Spieleabend veranstalten
Trommelt eure Posse zusammen, braut Mexikaner und stellt die Chips bereit. Wann, wenn nicht im Herbst sollte man das Spongebob-Monopoly, die Sailor Moon-Spielkarten oder das Scrabble-Spiel von der dicken Staubschicht befreien, die sie im Sommer angesetzt haben? Auch Neues im kleinen Kreis zu lernen bietet sich jetzt an: Bestimmt zahlt es sich irgendwann einmal aus, Schach spielen zu können…

2) Ein gutes Buch lesen
Von Berufs wegen her lese ich eigentlich ständig, aber selten das, was ich als Privatlektüre nicht von der Steuer absetzen kann. Schwedenkrimis sind Herbst-adäquat und Umberto Eco geht eigentlich immer. Warum? Weil bislang niemand anderes eine so bestechende Anleitung zum Erkennen von Pornofilmen gegeben hat wie er: „Man gehe in irgendein Kino. Wenn die Protagonisten des Films länger brauchen, um sich von A nach B zu begeben, als man es sehen möchte, dann handelt es sich um einen Pornofilm.“ (Umberto Eco: Wie man einen Pornofilm erkennt, 1989)

3) Sticken, Stricken, Häkeln
Handarbeit ist eine ziemlich meditative Angelegenheit, besonders wenn dabei Kerzen brennen und Hilde Knef vom Plattenteller singt. Es ist mir mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, zu jedem Herbstbeginn Pläne für ein großes Strickprojekt zu schmieden und letztlich den hundertsten Schal abzuketten. Ihr könnt nicht stricken? Dann probiert’s mit Freihandsticken oder werft einen Blick in das Grundlagenwerk Stricken für Dummies. Das empfiehlt sogar Julia Roberts wärmstens…und wir alle wissen, dass ihr schönes Lächeln nicht lügen kann!

4) Fotos archivieren
Fotos haben auch im digitalen Zeitalter nichts im hinterletzten Eck einer Festplatte zu suchen da bin ich konservativ. Ab zum nächsten Drogeriemarkt, Bilder ausdrucken und gemütlich auf dem Sofa in ein adrettes Album einkleben. Fortgeschrittene denken sich Bildunterschriften aus wie zu Omas Zeiten.

5) Suppe kochen und Brot backen
Heiße Suppe und Brot aus Eigenproduktion sind keine guten Freunde des Sommers, bilden mit dem Herbst dafür ein unschlagbares Team. Was gibt es besseres als am warmen Ofen zu fuhrwerken, während es draußen windet und regnet?

6) Knoblauch pflanzen
Die Gartensaison mag vorbei sein, aber was kümmert das schon, wenn man sowieso keinen Garten hat? Die aktuelle Ausgabe des löblichen Magazins Frisch aus dem Garten belehrt uns, dass September und Oktober die idealen Monate für den Knoblauchanbau sind und wikihow verkündet, dass die Knollen auch im Topf auf der Fensterbank prächtig gedeihen. Ob das wirklich stimmt, erfährt man im nächsten Sommer. So lange nämlich dauert es, bis die scharfen Zehen erntereif sind.

7) Spazieren gehen
Rein in die Gummistiefel und ab in’s bunte Laub. Zu keiner Jahreszeit ist das Flanieren in der Natur so magisch wie im Herbst. Mutige können ihren Waldspaziergang mit Pilzsammeln verbinden. Aber bitte vorher informieren, welche lieblichen Gewächse besser nicht den Weg zwischen die Zähne finden sollten.

8) In der Wanne schrumpeln (oder einen Duschmarathon einlegen)
Die häusliche Badekultur ist ein oft vernachlässigter Bereich des Alltagslebens. Dabei kann man nirgendwo besser über Weihnachtsgeschenke oder den Sinn des Universums sinnieren als in einer dampfend heißen Badewanne. Genießer schnippeln Orangenscheiben ins schäumende Wasser und gönnen sich beim schrumpeln ein alkoholisches Getränk nach Wahl.

9) Horrorfilme ansehen
Na gut, erwischt, mache ich sowieso das ganze Jahr über. Aber das Herbstwetter gibt dem seligen Fürchten auf dem Sofa einen besonderen Kick. Für zeitaktuelle Gänsehaut empfehle ich Mama (2013) oder Annabelle (2014).

10) Den Wischmopp schwingen
Die gute Hauswirtschafterin empfiehlt das Großreinemachen zweimal im Jahr. Ich weiß, traurig, aber wahr.

Der Stick-Beutel

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Vor einiger Zeit haben wir auf nicht mehr gänzlich rekonstruierbaren Wegen unsere Liebe zum Sticken entdeckt. Seitdem sitzen wir allabendlich auf unseren Sofas und fummeln Fäden aus einer monumentalen Tüte Garn. Was früher gelangweilten Adelstöchtern zum Zeitvertreib gedient hat, eignet sich heute als noble Maßnahme, mal so richtig abzuschalten. Während Lisenstein sich auf ein Großprojekt im Kreuzstich eingelassen hat, habe ich mich lieber an etwas Unverfänglichem versucht: floraler Freihandstick auf einem Jutebeutel. Diese Methode ist durch mich offiziell zwei-linke-Daumen-geprüft, denn da es kein vorgegebenes Muster gibt, kann man kaum Fehler machen (außer vielleicht, die Hand miteinzusticken).

Zum Losfädeln braucht ihr:

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einen unbedruckten Jutebeutel
Stickgarn in den Faben eurer Wahl (wir haben uns gleich die Großfamilienpackung gegönnt)
einen Stickrahmen
eine (Stick-)Schere (der Klassiker mit dem Storch muss nicht sein, sieht aber lieb aus)
eine Sticknadel
optional: leere Garnrollen zum Aufspulen angefangener Garnbündel (beugen Wutanfällen vor, da sich das Garn puppenleicht verknotet)

Auf geht’s:

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Eine Seite des Beutels an der zu bestickenden Stelle in den Stickrahmen spannen und die Garnfarben aussuchen. Ich habe ein waldiges Grün für die Blumenstiele gewählt und fünf verschiedene Farben für die Blüten. Unser Stickgarn ist sechsfädig, gestickt habe ich dreifädig, das heißt: Ein großzügiges Stück vom Garn abschneiden (ca. 30 cm) und drei Fäden davon abteilen. Lose in die Nadel einfädeln und das untere Ende verkoten, damit der Faden nicht aus dem Stoff rutscht.

Wer mag, kann nun sein Muster mit Bleistift grob vorzeichnen. Ich bevorzuge es, mich von Faden und Fantasie leiten zu lassen, so entsteht der krümpelige Blumenspaß beinahe organisch.  Fehlerquellen gibt es beim Freihandsticken kaum; ihr solltet nur darauf achten, dass ihr nicht versehentlich Rückseite oder Träger des Beutels mit einnäht. Seid ihr mit einer Farbe durch, verknotet ihr das Garn auf der Innenseite des Beutels mehrfach und schneidet den Faden mit kleinem Überhang ab. Der Überhang sollte so lang sein, dass sich die Knoten nicht lösen, aber kurz genug, damit man beim Befüllen des Beutels nicht hängenbleibt und im schlimmsten Fall alles wieder aufreißt. Wenn ihr mit eurem Muster zufrieden seid, könnt ihr den Beutel noch vorsichtig auf der Rückseite glattbügeln.

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Zappzarapp  und fertig ist er. Jetzt ab zum Einkaufen, auf den Flohmarkt, in die Bibliothek oder einfach nur raus zum Angeben. Ich werde derweil noch einmal in mich gehen und darüber nachdenken, ob die ein oder andere Stelle meines Beutels nicht noch ein paar Blüten vertragen könnte.

Feuriges Möhren-Mango-Süppchen

Solange der Herbst seinen welken Arm noch nicht in voller Spannbreite ausgefahren hat und sich im Supermarkt die Mangos stapeln, sollte man diesem Süppchen einen Platz auf dem Herd freihalten. Die Mischung aus bodenständiger Karotte, sonniger Mango und scharfer Chili passt perfekt in den Spätsommer den man dann wenigstens auf dem Teller hat.

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Für zwei hungrige Mäuler und einen Fresssack braucht ihr:
6 große Möhren
1 große Mango
1 rote Chilischote
1 Petersilienwurzel
1 Zwiebel
ca. 550 ml Gemüsebrühe (je nachdem, wie dick oder dünn ihr eure Suppen mögt, mehr oder weniger nehmen)
1 Limette
Salz, Pfeffer, Zucker
Muskat
ein paar Zweige Thymian
Olivenöl

Möhren, Mango, Petersilienwurzel und Zwiebel schälen und in kleine Stücke hacken. Die Chilischote wahlweise entkernen (wir sind feurige Kätzchen, deshalb lassen wir die Kerne drin) und in feine Ringe schneiden. Die Zwiebelstücke in etwas Olivenöl, Salz und Zucker glasig dünsten.  Chiliringe, Möhren- und Petersilienwurzelstücke dazugeben und für ca. 2 Minuten mitdünsten. Mit Brühe aufgießen und für 10 Minuten köcheln lassen. Mangostücke unterrühren und nochmal 5 Minuten garen. Die Suppe grob durchpürieren. Mit Limettensaft, Salz, Pfeffer, gezupftem Thymian und Muskat abschmecken. Mit einem Thymianzweig servieren und dazu idealerweise ein kräftiges Stück Brot verdrücken. Guten Appetit!

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Das Holzbild

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Spätestens seitdem der Trend wieder zur Polaroid-Kamera geht und jeder, der was auf sich hält, mindestens mit einer hippen Systemkamera aufwarten kann, feiert auch das Foto in seiner haptisch erfahrbaren Gestalt seine Wiedergeburt. Wer ein rechter Fotokünstler ist, der lässt seine Bilder gefälligst entwickeln (oder druckt sie wenigstens in entsprechender Qualität aus). Doch wenn der  Fotograf seine Kunstwerke schließlich stolz in den Händen hält, sollte sich ihm die Frage stellen, wie er diese auch gebührend präsentiert. Niemand möchte ernsthaft noch billige Fotocollagen oder kitschige Fotobücher sehen. Bleibt die einfachste Variante: das Einrahmen. Dafür kommt natürlich nicht der 0815-Rahmen aus dem nächsten Baumarkt in Frage, etwas Ansprechendes und Hochwertiges muss her. So manch einer ist auf der Suche nach dem einen Bilderrahmen schon wahnsinnig geworden – durch unpassende Größe oder Flohmarkt-Wucherpreise („Der kleine Bilderrahmen? 20 Euro!“)  beispielsweise. Eine Möglichkeit, dem Frust und hohen Kosten aus dem Weg zu gehen, ist, die Lieblingsbilder auf Holz zu transferieren. Einzige Bedingung für den Erfolg: Die Bilder müssen mit einem handelsüblichen Laserdrucker ausgedruckt werden (sorry, Polaroid-Fraktion). Allerdings können „echte“ Fotos auch einfach eingescannt werden – Qualitätseinbuße müssen jedoch gebilligt werden. Benötigt wird für das grenzenlose Transferieren folgendes:

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  • Eine Leimholzplatte aus Fichte/Tanne in den gewünschten Maßen. (Wir haben eine in 20x80cm genommen und diese in vier Teile a 20x20cm zersägt) Solche Holzplatten gibt es für einen schmalen Taler (ca. 3-7 Euro) in jedem gut sortierten Baumarkt.
  • Die gewünschten Motive, auf möglichst dünnem Papier in den entsprechenden Maßen spiegelverkehrt ausgedruckt. (Ich habe einen Laserdrucker benutzt, mit Tintenstrahldruckern fehlen mir die Erfahrungswerte)
  • Eine Säge, falls das Holz zurechtgesägt werden muss
  • Ein Maßband zur Abmessung
  • Foto Transfer Potch 
  • Einen Schwamm und eine Schale mit warmem Wasser
  • Klarlackspray 
  • Nach Belieben Acrylfarbe im gewünschten Farbton und einen schmalen, flachen Pinsel

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Zuerst muss das Foto passgenau ausgeschnitten werden. Danach wird das Transfermittel mit einem Schwamm auf das Holz und auf das Foto gebracht. Die Schicht sollte nicht zu dick sein, zu viel Transfermittel läuft beim Andrücken des Bildes ohnehin an den Seiten heraus. Das eingestrichene Bild mit der Bildoberseite nach unten auf das Holz legen und möglichst blasenfrei andrücken.

An dieser Stelle noch ein Zusatz: Manch einer behauptet, dass das Transferieren auch mit einfachem Holzleim funktioniert. Holzleim ist ein paar Euro günstiger und in jedem Baumarkt erhältlich, was wohl dafür spricht, es damit zu versuchen. Wir hatten Holzleim im Haus, also wurde auch diese Variante ausprobiert (3x), und fassen zusammen: Außer einem Wutanfall hatten wir nicht viel davon. Doch zunächst weiter im Text. Das Bild muss jetzt trocknen und das am besten gleich einige Stunden, um auf der sicheren Seite zu sein, dass der Transfer klappt…

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Nun wird der Schwamm in das warme Wasser getaucht und das durchgetrocknete Papier damit befeuchtet, bis es sich mit dem Schwamm abrubbeln lässt. Dabei nicht zu rabiat vorgehen, sondern bitte Vorsicht walten lassen, sonst kann das transferierte Bild beschädigt werden.

An dieser Stelle zurück zum Holzleim. Bei allen Versuchen wurden beim sanften Ablösen des Papiers gleich mehrere Teile des transferierten Bildes mit abgetragen. Das ist besonders ärgerlich, wenn es sich um Gesichter oder andere wichtige Details handelt. Falls jemand den Grund dafür kennt oder einen 1a-Trick auf Lager hat, wie das nicht passiert, dann bitte Meldung geben.

Zurück zum Bild. Nachdem das Papier nun abgerubbelt wurde, sollte die Holzplatte wieder vollständig trocken sein, bevor sie weiter behandelt wird. Ist das geschehen, können die Seiten des Holzstücks mit Acrylfarbe bemalt werden, wenn man denn möchte.  Sobald die Acrylfarbe getrocknet ist  (das geht sehr schnell), wird das gesamte Bild inklusive der Seiten mit Klarlack eingesprüht. Dadurch wird das Bild und auch die Farbe erstens versiegelt und zweitens werden durch die Lackschicht eventuelle Faserrückstände unsichtbar gemacht. Trocknen lassen, fertig. Als Geschenk sorgen die holzigen Individualisten für glänzende Augen und Ehrbekundungen.

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Mexikaner „El Macho“

El Macho

„El Macho“ trinkt sich am besten mit kräftigem Oberlippenschnauz und Sombrero. Wir hatten heute ausnahmsweise beides nicht im Haus und haben festgestellt: Er schmeckt auch im Pyjama.

Für 2 Flaschen von dem virilen Schnäpschen braucht ihr:
4 Packungen „Scharfes Gemüse“-Saft (à 500 ml)
1 Flasche Wodka (wir empfehlen „Green Mark“ oder „Skyy“, nicht am falschen Ende sparen)
Tabasco
Salz, Pfeffer
2 leere Flaschen (unsere sind von Ikea und heißen „Korken“)
1 Trichter

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Den Saft in eine große Schüssel geben, mit Wodka auffüllen. Nach Geschmack mit Tabasco, Salz und Pfeffer würzen. Ganz wichtig: Zwischendurch probieren. Oberwichtig: Keinen Löffel, sondern ein Schnapsglas benutzen, um dem Suppengefühl ein Schnippchen zu schlagen. Gut umrühren.

Die Plörre mit Kelle und Trichter in die Flaschen füllen. Fertig. Feine Leute servieren „El Macho“ mit schwarzen Oliven am Spieß zu würzigem Käse.

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Aufpassen: Der Schnaps hält sich nur, wenn er im Kühlschrank gelagert wird. Langsame Mexikaner müssen jetzt aber nicht panisch werden. Man hat ein paar Monate Zeit, um sich an „El Macho“ gütlich zu tun.